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Der botanische Name des Mönchspfeffer lautet Vitex agnus castus, die deutsche Bezeichnung Mönchspfeffer oder Keuschlamm. Die Pflanze gehört zur Familie der Eisenkrautgewächse (Verbenaceae). Es handelt sich um einen 1 bis 6 m hohen Strauch oder Baum mit 4-kantigen, graufilzigen Zweigen. Die Blätter sind sommergrün, langgestielt, gekreuzt gegenständig, und fingerförmig geteilt mit 5 bis 7 fast ganzrandigen, bis 10 cm langen, lanzettlichen Fiederblättchen. Die Unterseite ist weißfilzig, die Blattoberseite kahl.
Die 8 bis 10 mm großen, duftenden, blau, seltener rosa gefärbten Blüten des agnus castus bilden endständige, verzweigte, ährenartige Blütenstände Der Kelch und die Außenseite der zweilippigen Krone sind behaart. Die Früchte sind kugelige bis längliche, 3 bis 4 mm große, rötlichschwarze, viersamige Steinfrüchte, die zu zwei Dritteln becherförmig vom Kelch umschlossen sind.
Beheimatet ist der Moenchspfeffer im gesamten Mittelmeergebiet bis Westasien. In Nordafrika wird die Agnus castus Pflanze angebaut. Arzneilich verwendet werden die reifen, getrockneten Früchte (Fructus agni-casti). Diese enthalten Iridoide, Flavonoide, Diterpene, ätherisches Öl, und fettes Öl.
Als Anwendungsgebiete von agnus castus Präparaten findet sich in der aktuellen Literatur Prämenstruelles Syndrom (PMS), Mastodynie (Spannungsgefühl in der Brust), Regeltempoanomalien (Oligomenorrhoe, Polymenorrhoe), Zyklusstörungen, Fertilitätsstörungen, Hyperprolaktinämie sowie langsames Abstillen.
Da das rämenstruelle Syndrom (PMS) in der Laienwerbung für agnus castus Präparate an erster Stelle steht, sollte man auch dazu einige Anmerkungen machen: Als Ursachen des PMS gelten Hyperprolaktinämie, erniedrigte FSH- und LH-Spiegel, erniedrigte Östrogen- und Progesteronspiegel, ein Ungleichgewicht zwischen Progesteron und Östrogenen sowie ein Gestagenmangel in der Gelbkörperphase (Hochlage).
Dies kann zu körperlichen Symptomen wie Brustspannen, Ödemen mit Gewichtszunahme, Bauchkrämpfen, Kopfschmerzen, Migräne sowie Muskel- und Gelenkschmerzen führen. Psychische Symptome des PMS äußern sich in depressiver Stimmungslage, Nervosität, Gereiztheit und psychischer Labilität. Zur Therapie des PMS wird nach gängiger Lehrmeinung empfohlen, die Patientin zunächst über die Natur der Beschwerden aufzuklären und ihr das Führen eines Symptomtagebuch anzuraten.
Aus diesen Erkenntnissen können und sollen dann mit der betroffenen Frau Verhaltensänderungen überlegt werden. Dem ist von natürlich mit Nachdruck hinzuzufügen: Zyklusbeobachtung durchführen. Falls die Beschwerden auf diese Weise nicht behoben werden können, wird als nächster Schritt eine medikamentöse Therapie und/oder auch eine Psychotherapie empfohlen.
Als Ursache einer Mastodynie wird eine latente Hyperprolaktinämie infolge Abnahme des Östradiol- und Progesteronspiegels in der zweiten Zyklushälfte angenommen. Zu den Regeltempoanomalien ist kritisch
anzumerken, dass selbst in der aktuellen Literatur generell Zyklen unter 25 Tagen als Polymenorrhoe und solche über 31 Tagen als Oligomenorrhoe bezeichnet werden und zu einer medikamentösen Intervention geraten wird. Dass auf eine derartige Sichtweise ohne Berücksichtigung des Zyklusverlaufes nicht haltbar ist, sollte hingewiesen werden.
Seinen Namen hat der Mönchspfeffer oder Agnus castus von der Verwendung im Mittelalter in den Klöstern, den Geschlechtstrieb bei den Möchen zu dämpfen. Wo echter Pfeffer anregend wirkt, dämpft Mönchspfeffer. Für die Vorgabe Kloster also die passende Pfeffersorte. Auch Frauen haben Agnus castus verwenden, wenn sie in Kriegszeiten auf Sex Entzug waren, wie schon Plinius über das alte Athen schreibt. Das wirft die Frage auf, ob das heute oft verschriebene pflanzliche Mittel Agnus castus nicht einfach zu einer Unterdrückung führt.
Die derzeit im Handel befindlichen Agnus castus Präparate enthalten alle einen alkoholischen Auszug aus Mönchspfeffer-Früchten, entweder in Form eines Trockenextraktes (für Kapseln, Dragees, Tabletten) oder als Tinktur (für Tropfen). Um unterschiedliche Präparate eher miteinander vergleichen zu können, wird oft das so genannte Droge-Extrakt-Verhältnis angeführt.
Dieses gibt an, wie viel Teilen Ausgangsmaterial (Trockendroge) 1 Teil Extrakt entspricht.(Beispiel: Ein Droge- Extrakt-Verhältnis von 10:1 bedeutet, dass für die Herstellung von 1 g Trockenextrakt 10 g getrocknete Mönchspfeffer-Früchte verwendet wurden.) Dennoch sind die Präparate unterschiedlicher Hersteller nur bedingt vergleichbar, da der Herstellungsprozess des Extraktes (z.B. verwendetes Auszugsmittel, Temperatur, Art der Aufarbeitung) einen wichtigen Einfluss auf die Zusammensetzung des erhaltenen Extraktes hat.
Da überdies auch nicht bekannt ist, welche Inhaltsstoffe nun genau für die beobachtete Agnus castus Wirkung verantwortlich sind (Naturstoffpräparate sind immer komplexe Stoffgemische!), ist auch die sog. Standardisierung auf einen bestimmten Inhaltsstoff nicht wirklich aussagekräftig. Bevor jedoch ein Präparat die Zulassung als Arzneimittel erhält, muss die jeweilige Firma Unterlagen über die Wirksamkeit der angegebenen Dosierung in der beanspruchten Indikation vorlegen.
Dies ist auch ein entscheidender Unterschied zu so genannten Nahrungsergänzungsmitteln, die Lebensmittel-Status haben. Es ist derzeit aber kein Mönchspfeffer-Präparat mit diesem Status bekannt. Wenn mit einem bestimmten Präparat der gewünschte Erfolg nicht erzielt wird, kann es daher durchaus sinnvoll sein, auf das Präparat eines anderen Herstellers umzusteigen.
Die Anwendungsgebiete leiten sich von den homöopathischen Arzneimittelbildern ab. Dazu gehören: Beschwerden vor der Periodenblutung, wie z. B. Spannungs- und Schwellungsgefühl in den Brüsten (Mastodynie), Beschwerden während der Periodenblutung und bei unregelmäßigen Periodenblutungen (Zyklusstörungen).
Es ist mit keinem sofortigen Wirkungseintritt zu rechnen. Vielmehr muss die Behandlung mehrere Monate ohne Unterbrechung durchgeführt werden (auch während der Menstruation) und soll auch nach Besserung der Symptome fortgesetzt werden. Die Einnahme von Agnus castus erfolgt als tägliche Einmaldosis, oft wird die morgendliche (nüchterne) Einnahme empfohlen.
Während der Schwangerschaft dürfen Mönchspfeffer-Präparate nicht eingenommen werden, ebenso wenig während der Stillzeit, da möglicherweise die Milchproduktion vermindert werden kann.
Sehr selten reagiert der Patient eine Überempfindlichkeit gegen das Präparat.
Selten treten juckende urtikarielle Ödeme wie Nesselausschlag auf, die wohl als Überempfindlichkeitsreaktion gedeutet werden können. Bei stärken oder länger andauernden Beschwerden ist eine diagnostische Abklärung durch den Arzt unumgänglich. Hinter den Beschwerden könnte sich auch eine ernsthafte Erkrankung verbergen. Für Kinder ohne Abklärung mit dem Arzt sollte eine Einnahme nicht durchgeführt werden.
Aufgrund der vermuteten Wirkungsweise kann es möglicherweise zu einer gegenseitigen Wirkungsabschwächung bei gleichzeitiger Gabe von Dopamin-Rezeptor-Antagonisten (Neuroleptika, Antiemetika, etc.) kommen.
Diese Wechselwirkung von Agnus castus ist jedoch eher theoretischer Natur und konnte in der Praxis bis jetzt noch nicht beobachtet werden.