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Die ursprüngliche Heimat der Echten Mispel ist der vorderasiatische Raum (Nordiran). Sie wurde schon vor etwa 3000 Jahren im Gebiet des Kaspischen Meeres als gehaltvolles Wildobst angebaut. Bereits im 12. Jahrhundert beschreibt Hildegard von Bingen die Mispel als blutreinigend und empfiehlt den Verzehr der rohen Früchte besonders zur Genesung, bei Abmagerung und Muskelschwund.
Seit dem 17 – 18 Jahrhundert verlor sie ihre Bedeutung als Obst für die menschliche Ernährung, andere Obstsorten drängten sich in den Vordergrund wie z.B Äpfel und Birnen. Die bemerkenswerten Vorkommen sind in England (besonders in der Grafschaft Worcestershire), Italien, Süddeutschland und Holland. Handelsmässige Bedeutung hat im Wesentlichen nur Italien erlangt.
Die Mispel ist die zum Kernobst zählende Scheinfrucht eines bis zu 5m hohen, laubabwerfenden Baumes oder Strauches. Die Winterknospen sind spitz eiförmig, werden 3 bis 5 Millimeter lang und haben gekerbte, rötlichbraune, am Rand fast schwarze, aber hell bewimperte Knospenschuppen (Tegmente). Die wechselständigen, einfachen Laubblätter sind länglich oval und etwas zugespitzt.
Die Oberseite ist dunkelgrün, die Unterseite etwas heller und filzig behaart. Die Blattspreite ist 6 bis 12 Zentimeter lang und 2 bis 4 Zentimeter breit. Die Blattstiele sind kurz. Die zwei ovalen, bleibenden Nebenblätter (Stipeln) besitzen eine aufgesetzte Stachelspitze und einen drüsig bewimperten Rand.
Die Blüten sind die normalen zwittrigen, radiärsymmetrischen Blüten mit doppelter Blütenhülle der Rosengewächse. Sie stehen einzeln an den Kurztrieben und sind auffallend gross mit einem Durchmesser von 3 bis 5 Zentimeter. Die fünf Kelchblätter sind schmal, langzottlig und auf der Aussen- und Innenseite behaart. Sie stehen zwischen den deutlich kürzeren Kronblättern. Die fünf freien, rundlichen Kronblätter sind weiss oder etwas rosafarben. Die 30 bis 40 Staubblätter besitzen rote Staubbeutel (Antheren). Es sind üblicherweise fünf Griffel vorhanden.
Die Mispeln bevorzugen sonnige, windgeschützte, trockene und kalkarme Standorte. Der sparrig wachsende, strauchartige Baum erreicht eine Höhe von 3-4m. Wildformen sind zum Teil bedornt. Die Blätter sind breit-lanzettlich und an der Blattunterseite filzig behaart. Mispeln sind selbstfruchtbar. Ende Mai erscheinen die weissen bis cremefarbenen Blüten. Die zu anfangs grünen Früchte werden während des Reifeprozesses rostbraun. Sie sind 3-4cm gross und von einer festen, ledrigen und harten Haut umgeben. Die Haut läuft in fünf Zipfeln am Kelch aus.
Im Herbst werden sie nach der ersten Frosteinwirkung geerntet. Infolge des Frostes verlieren Mispeln ihren herb-sauren Geschmack und werden weich und süss. Vollreife Früchte sind reich an Stärke, Pektin und organischen Säuren. Sie werden zu Marmelade, Mus oder Saft weiterverarbeitet. Mispeln enthalten Steinzellen. Pflanzenschutzmassnahmen sind nicht erforderlich. Ein leichter Befall mit Blattläusen an den Langtrieben ist möglich. Diese Obstart zählt zu den Wirtspflanzen des Feuerbranderregers.
Auch in der Medizin finden die Früchte Verwendung. Sie werden schon in den Kräuterbüchern des Mittelalters erwähnt. Hildegard von Bingen schrieb: „Die Frucht dieses Baumes ist gut für gesunde und kranke Menschen, nützlich und gut, wie viel man davon isst, weil sie das Fleisch wachsen lässt und das Blut reinigt“. Die Mispel kann also bei Kräfteverfall, Abmagerung und für die Genesung angewandt werden. Wegen der vielen Gerbsäuren haben die Früchte harntreibende Wirkung.
Ausserdem sind sie ein altbewährtes Mittel bei Verdauungsstörungen. Ihr Genuss lindert zudem Entzündungen im Darm und schützt vor Verkalkung, kann also bei Arteriosklerose helfen. Auch ihr Vitamin C- Gehalt ist nicht zu verachten, was der saure Geschmack verdeutlicht. Das Fruchtfleisch besitzt einen hohen Gehalt an Gerbstoff (Tannin) und Pektin.
Die Sorten der Mispeln Frucht sind nicht bekannt, wohl aber unterscheidet man eine Reihe verschiedner Typen. Man kennt kurzstielige Apfelmispeln und langstielige Birnenmispeln, auch grossfrüchtigere (bis 5 cm) recht wohlschmeckende und sogar Zuchtformen ohne Kerne: die sogenannte italienische Oktober-Mispel.
Die Früchte der Mispeln sind nach Frosteinwirkung oder längerer Lagerung essbar und haben einen typischen säuerlich-aromatischen Geschmack. Mispeln gezuckert ist auch eine einfache Art sie zu verzehren. Die Mispeln können dann auch zu Marmelade oder Gelee verarbeitet werden, die Art war daher früher als Obstbaum weit verbreitet.